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Chronik Schoden

(Auszug aus der Schulchronik,  neu angelegt im August 1898 durch Lehrer Rommelfanger, Anmerkungen in kursiv sind aktuelle Ergänzungen)

 

Eine Stunde unterhalb der Kreisstadt Saarburg (Saarburg war von 1817 bis zur Gebietsreform 1970 Kreisstadt) liegt in einem zwar kleinen, aber anmutigen Tale, das von Waldhügeln und Rebenhängen einerseits und anderseits von der Saar begrenzt wird, das Dorf Schoden. Außer seiner landschaftlichen Schönheit, hat das hiesige Saartal auch recht fruchtbaren und sehr ergiebigen Boden, dessen Ertragsfähigkeit die verschiedensten Früchte hervorzubringen imstande ist. Zur Gemarkung Schoden gehören außer der Talflur auch noch Äcker, Wiesen und Waldungen jenseits des sich nach Osten hin erstreckenden Gebirgszuges. Die Bodengestaltung ist hier die eines kleinen Plateaulandes, dessen Ertragsfähigkeit nur gering ist. Die Gemarkung Schoden hat folgende Grenzdistrikte. Im Osten die Gemarkung Wiltingen. Im Süden die Gemarkungen Irsch und Ockfen. Im Westen gibt es an Stellen die natürliche Grenze der Saar an die Gemeinden Ayl und Biebelhausen und im Norden nochmals die Gemarkung Wiltingen. Gegenwärtig gehört Schoden zur Bürgermeisterei Irsch-Beurig und zum Kreise Saarburg. (Heute gehört Schoden zur Verbandsgemeinde Saarburg und zum Kreis Trier-Saarburg) Im vorigen Jahrhundert (im 19. Jahrhundert) war Schoden dem Kurfürstentum Trier einverleibt. Überlieferungen, die im Munde des Volkes fortleben, geben hier von Zeugnis.

Der Kreis Saarburg liegt unter 49°, 27° bis 43° nördlicher Breite und 6°, 3° bis 23° östlicher Länge. Der Flächeninhalt des Kreises beträgt 822 Quadrat-Meilen oder 450qkm mit 31 000 Einwohnern in 163 Wohnplätzen. Schon zur Zeit der Römer war die Gegend bewohnt, denn die aufgefundenen Grabmäler, Baureste, Waffen, Münzen etc. bewiesen dies. Die Mosaikböden zu Nennig und Wiltingen, das Lager zu Castel, das Grabmonument zu Serrig sind uralt. Der Mosaikboden zu Nennig ist 50 Fuß lang und 33 Fuß breit. Es wurde im Jahre 1852 entdeckt und freigelegt. 1853 wurde es vom König Friedrich Wilhelm IV von Preußen angekauft, mit einem massiven Überbau versehen und dadurch vor weiterem Verfall bewahrt. Ganz anders erging es mit dem in den 50er Jahren entdeckten Mosaik etwas unterhalb von Schoden, jenseits der Saar, am Weg nach Biebelhausen. Zur vorgenannten Zeit wurde bei der Anlegung eines Weges daselbst, römische Baureste gefunden, welche aber unbeachtet als Straßenbaumaterial benutzt wurden. Hohlziegeln von Wasserleitungen, Sandsteine und Mosaik fand man. Einige Altertumsfreunde wie Herr  von Wilmowsky, Dechant von Saarburg, Herr Gutsbesitzer Leonardy von Wiltingen und Herr Pfarrer Seffern von Wiltingen nahmen sich der Sache an.

Herr von Wilmowsky fertigte eine Zeichnung des aufgefundenen Mosaiks an, die gegenwärtig noch im Museum in Trier ist. Herr Leonardy erwarb die Grundparzelle, ließ ein Häuschen über dem Mosaik erbauen und schenkte das Ganze dem Provinzial-Museum in Trier. Leider schenkte man den alten Funden nicht die gehörige Beachtung. Das Häuschen wurde achtlos. Tür und Fenster verfielen. Das Mosaik wurde von Hütekindern und Erwachsenen zerstört. 1873 oder 1874 wurde der Platz (525qm) groß für 70 Mark durch das Trierer Museum versteigert. 1877 wurde der Platz 2 Meter tief umgebrochen, wobei man die Fundamente des Baues vergrub und eine Feuerstelle mit runden Ziegelsäulen fand. Der ganze Bau bestand aus einem Süd-West und Nordflügel. Die Ostseite war offen und zeigte den großen freien Hof. Bis jetzt ist nur der Südflügel durchbrochen; West- und Nordflügel sind fast noch nicht angerührt. Die hinter der Villa gelegene Anhöhe heißt noch heute (1898) der “Schloßberg” und noch heute sprechen die Leute vom “Heidenhäuschen” auf Keupig.

Im Jahre 1891 wollten Bewohner aus Wiltingen in dem Westflügel eine Wiese anlegen und stießen hierbei auf einen zweiten Mosaikboden. Ein Stück von ungefähr 6qm wurde freigelegt. Der Direktor des Museums Dr. Hettner, Trier ließ eine Zeichnung davon aufnehmen und im Museum aufbewahren. Er behauptet, das dieser Bau aus den Jahren 200-250 n. Christi herstammen mag. Die einzelnen Mosaiksteinchen sind 1qcm groß, von Marmor, weiß-gelbem Kalk, Gips und Terra si gilator. Das Mosaik war bei Aufdeckung mit fingerdicker Asche bedeckt, ein Zeichen, dass der Bau durch Brand zerstört worden ist. Gleichzeitig wurde auch eine Wasserleitung entdeckt und geöffnet, wodurch dieses Mosaik in wenigen Tagen vollkommen zerstört worden ist. Er lag ungefähr 1 Meter unter der Oberfläche des Ackers und 30 Meter nordwestlich von dem ersten Mosaikboden.

Wie sich bei den meisten Ortschaften des Kreises Saarburg durch Baureste, Monumente, Urkunden etc. deren Alter nachweisen läßt, so bieten sich dem Forscher auch im Dorf “Schoden” Denkzeichen, welche für ein hohes Alter oder langes Bestehen des Ortes sprechen. Der Name Schoden ist keltischen Ursprunges und heißt in unserer Sprache “Skoda”, demnach ist Schoden schon in Existenz gewesen vor der Herrschaft der Römer in Deutschland.

Im Jahre 1889 baute man hier eine neue Straße. Sie verbindet die Bahnhofstraße in einer kurzen Krümmung im unteren Teile des Dorfes mit der Hauptstraße (jetzige Gartenstraße). Bei diesem Bau fand man in der Nähe des Hauses von Heinrich Koch, Ackerer, (heutige Gartenstraße 93) eine Begräbnisstätte. Überbleibsel menschlicher Körper, Urnen mit Asche und Gebeinen, Bruchstücke von steinernen Särgen, Monumente im Stein etc. wurden bloß gelegt. Die Steine waren sorgfältig behauen, die Buchstaben, allerdings nur mehr Fragmente, waren sauber, d. h. schön eingegraben, welch Umstände nach Aussage des Herrn Wilmowsky berechtigen, solchen Funden ein hohes Alter zuzuschreiben. Demnach dürften diese Steine nur aus dem II oder III. Jahrhundert stammen. Die Steine sind im Besitze des Herrn Pastor Schauffler zu Wiltingen. Von dem Direktor des Museums Trier, Herrn Hettner angegangen, fertigte ich demselben für das Museum eine Zeichnung der Steine an. (1947 stieß man bei der Erweiterung einer Mistgrube auf ein weiteres Grab, 1953 beim Bau der Wasserleitung auf mehrere Gräber und zuletzt bei Ausschachtungsarbeiten für die Erneuerung der Kanalisation im Jahre 1985 auf wiederum auf mehrere Gräber dieses merowingerzeitlichen Friedhofes)

Die Steine hatten folgende Gestaltung und Subskriptionen: Herr Pastor Schauffler Wiltingen entzifferte von Bruchstücken die Worte: Vivant-vient. Weitere Entzifferungen waren nicht möglich, da die Buchstaben zu sehr zerstückelt waren. Es wurde auch an dieser Stelle, außer noch anderen Dingen, ein kurzes breites Messer gefunden, wie sie von den heidnischen Opferpriestern benutzt wurden. Nach diesem Fund liegt es zweifellos fest, das Schoden zu den ältesten Orten des Kreises Saarburg gehört. Ob die Einwohnerzahl des alten “Skoda” groß oder klein war, darüber fehlt jeder Nachweis. Sie waren Heiden, beteten aber fremde Götter an und lebten von der Jagd und wahrscheinlich auch von Fischfang. Unter der Herrschaft des römischen Kaisers Probeus, welcher die Weinkultur in den trierischen Landen einführte, waren wohl auch die Bewohner Schodens die mit der Weinrebe ihre Heimat kultiviert haben, um so besser dem Gott Bachus dienen zu können. In östlicher Richtung des Ortes liegt der sogenannte “Schodenerberg” auf welchen man durch die Bahnhofstraße und den Bergweg gelangt. Auf der Höhe des Gebirges breitet sich Ackerland aus, welches verschiedene Flurbezeichnungen hat. Eine dieser Bezeichnung lautet z. B. Gotterhof; von welchem der Volksmund das Wort ableitet? Tatsache ist, dass hier Baureste gefunden wurden. Von hier gelangt man in nördlicher Richtung nach Gottwals; vielleicht ein Götterhain; denn Gottwals ist ein liebliches Wäldchen.

Vor 6 Jahren (1892) legte im Distrikt Kächelter Herr Oberförster Hoepp aus Beurig eine Baumanlage an, dort fanden in unmittelbarer Nähe hiesige Bauern in den 50er Jahren Spuren von Bauten, Feuerstellen, Hohlziegeln etc., so daß es ohne Frage ist, daß auch hier in alten Zeiten ein Volk gehaust haben wird. Das Christentum scheint schon in dem ersten christlichen Jahrhundert hier Eingang gefunden zu haben. Denn in alten Urkunden des Kirchenarchivs zu Wiltingen heißt es, daß Schoden seit urdenklichen Zeiten der Pfarrkirche zu Wiltingen angehört hätte. Eine Urkunde erwähnt, daß Schoden im 12. Jahrhundert eine eigene Kirche gehabt habe.

Dieses Schriftstück lautete: “Ich Nikolaus von Keipig vermache alle meine Güter über der Saar an die Magdalenenkirche zu Schoden”.

Der untere Teil des Dorfes Schoden heißt “Kloster”. Ob dort eigene Klostergebäude gestanden haben, ist nicht bekannt. Soviel ist aber gewiß, daß die Kloster St. Irminen und Paulin vor vielen Jahrhunderten hier Besitzungen hatten.

Dreiviertel Stunden von Schoden in östlicher Richtung gibt es einen Walddistrikt welcher noch heute “Irminerwald” heißt. Dieser Wald war noch im vorigen Jahrhundert Klosterbesitz. Noch sind Gebäude in unserem Ort, deren Dachgebälk aus diesem Wald stammt. Jeder Bürger des Ortes hatte, solange der Wald im Besitze des Klosters war, die Befugnis, bei Gründung eines eigenen Haushaltes sich 3 Stämme zum Bauen seines Hauses zu nehmen. Unter der Herrschaft der Franzosen wurde infolge der allgemeinen Säkularisation der Irminerwald weltliches Besitztum und gehörte zu den königlichen Waldungen. Noch bis auf den heutigen Tag heißt ein Weg dieses Waldes “Nonnenweg”. Noch heute erzählt die Volkssage von einer dort nächtlich wandernden Nonne, welche die Zerstörung ihres Klosters beweint. Plein, heißt das Wäldchen in nicht weiter Entfernung von dem hiesigen Ort, sich von Süden nach Norden erstreckend.

Plenschwild heißt eine kleine Ackerflur in nördlicher Richtung von Plein sich erstreckend. Vom Ort nach Osten gelegen. Beide Distrikte gehörten ebenfalls einem Kloster. Plein und Plensch stammen von der mundartlichen Bezeichnung “Pleinskirche” (St. Paulin). Ein Teil auf Plenschwild wird noch heute von unseren Einwohnern “Schlößchen” genannt. Die Volkssage spricht von einem Götzentempel, der dort gestanden haben soll. Baureste sind vor vielen Jahren dort gefunden worden, scheinbar, aber soviel wie uns bekannt, unbeachtete geblieben worden zu sein. Die Zeit des 30-jährigen Krieges wurde Schoden hart mitgenommen. Seine Bewohner fielen der wilden, ungezügelten Soldeska und dem Hungertode anheim. Die Wohnungen wurden geplündert und in Brand gesetzt. Nur noch einige wenige hatte der Krieg verschont. Kaum 20 Einwohner zählte der Ort nach Beendigung des schrecklichen Krieges.

Nach dem 30-jährigen Kriege begannen wieder Jahre der Ruhe und des Friedens. Der Bauer pflügte wieder ruhig und ungestört seine Äcker; wußte er doch sein Heim geschützt unter der sorglichen Wache seiner hohenzollerischen Fürsten.