Link zur Seite versenden   Druckansicht öffnen
 

Erster Weltkrieg 1914 - 1918

Die Gründe, die zum Ersten Weltkrieg führten, sind vielseitig. Dennoch darf man sagen, dass die Hauptursache im wachsenden Konkurrenzkampf der großen Industrienationen lag. Durch ihn wurden die Gegensätze im nationalistischen Sinne noch übersteigert. Die Kriegsschuldfrage war nach Ende des Krieges und der Niederlage Deutschlands einfach zu beantworten. Wohl seit die Welt besteht, hatte die Schuld an Kriegen immer der Verlierer. In Wirklichkeit hatte das gegenseitige Misstrauen, insbesondere auch der unsinnige Glaube, ein begrenzter europäischer Krieg sei nicht zu vermeiden, dazu die geringe Entscheidungsfreiheit führender Staatsmänner, den Krieg ausgelöst.


Kriegsursache waren der Rüstungswettlauf der großen Mächte, insbesondere Deutschland und Frankreich, die machtpolitischen Gegensätze im europäischen Staatensystem, die deutsch-englische Rivalität im Flottenbau, die Probleme des österreichisch-ungarischen Vielvölkerstaats mit den Autonomiebestrebungen der einzelnen Staaten und eine überstürzte Mobilmachung, verbunden mit unbedachten Ultimaten.

Ausgelöst wurde der Erste Weltkrieg durch die Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers, Erzherzog Franz-Ferdinand und seiner Gemahlin in Sarajevo. Österreich-Ungarn erklärt darauf Serbien den Krieg. Als Russland am 30. Juli 1914 die Generalmobilmachung anordnet und auf die deutsche Forderung die Mobilmachung einzustellen nicht reagiert, erfolgt am I. August 1914 die deutsche Kriegserklärung an Russland. Als Frankreich erklärt, dass es "gemäß seinem Interesse" handeln werde, erklärt Deutschland am 3. August 1914 den Krieg an Frankreich. Am 4. August 1914 tritt England in den Krieg gegen das Deutsche Reich ein. Die Opfer des Ersten Weltkrieges betragen allein im Deutschen Reich 1.81 Millionen Menschen. Der Chronist jener Zeit berichtet aus diesen Tagen: „Am 31.Juli 1914 meldete der Telegraph "Der Kaiser hat den Kriegszustand für ganz Deutschland erklärt".

 

Samstag, den 1. August 1914. - Es war ein heißer schwüler Tag. Wie die furchtbare Ahnung kommenden Unheils lag es auf der Bevölkerung des heimatlichen Saartales. Alles eilte zur Kirche, um im Gebet Trost, Starke und Hilfe zu finden, öffentliche Bittgänge wurden gehalten, noch am späten Abend. Obwohl Arbeit in Fülle war und manche Arbeiten drängten, ging es niemand so recht von der Hand. Nur mit halbern Herzen war man dabei. Jeder fühlte das Verhängnis, wusste, dass die nächsten Stunden über das Schicksal Europas entscheiden würden. Obschon auf Kaiser und Volk vertrauend, sah man doch mit Angst und Schrecken dem Mobilmachungsbefehl und damit dem Krieg entgegen.

 

Um 6.30 Uhr des Nachmittags ertönte die Ortsschelle und der Mobilmachungsbefehl wurde verkündet: „Der Kaiser hat die Mobilmachung der Armee und der Marine befohlen". Der erste Mobilmachungstag ist der 2. August, das war ein Sonntag. Am Abend gegen 10 Uhr ging die Ortsschelle wieder. Der Polizeidiener Mathias Schuh brachte die Bekanntmachung des XIII. Armee-Korps über die Einberufung der verschiedenen Jahresklassen. Unerwartet wurde der Landsturm aufgerufen, an den man nicht gedacht hatte. Noch in der Nacht musste der gediente Landsturm bis zum 45. Lebensjahr nach Saarlouis.

 

Erster Mobilmachungstag


Der 2. August 1914 brach trüb und regnerisch an. Ein Teil der Trierer Garnison war in das Großherzogtum Luxemburg eingerückt und besetzte es. Das Infanterie-Regiment 69 war schon vor Tagesanbruch in den Raum der unteren Saar marschiert. Eine Kompanie hatte an der Wiltinger Saarbrücke Stellung bezogen. Eine andere stand auf der Kommlinger Höhe. Schon verbreiteten sich Gerüchte, die Franzosen seien in Luxemburg eingezogen und die Stadt stünde vor der Beschießung. Vielerlei Spionagegeschichten machten die Runde; die Gerüchtebörse hatte Hochbetrieb.


Die Truppen von der Wikinger Saarbrücke und der Kommlinger Höhe zogen in Richtung Luxemburg. An den folgenden Mobilmachungstagen mussten Reservisten und Landwehrmänner zu ihren Stammregimentern. Alle taten es mit Mut und Gottvertrauen und in der festen Meinung, den Feind in kurzer Frist niedergerungen zu haben. „Die Kirmes", riefen sie voll Zuversicht, „sind wir wieder daheim". Das wäre Ende Januar 1915 gewesen.

 

Mit dem Mobilmachungstag wird die Schule in Schoden geschlossen. Die Schulkinder sollen „zu ländlicher Beschäftigung herangezogen werden". Außer den eigentlichen Soldaten wurden eine ganze Reihe junger Männer als Armierungsmannschaften einberufen. So hat sich im Laufe weniger Wochen oder Tage die männliche Bevölkerung unseres Dorfes sichtbar gelichtet. Unaufhörlich brausen die Eisenbahnzüge Tag und Nacht an unserem Ort vorbei, um Soldaten und Material an die Front zu bringen. Das 18. Armeekorps wurde mit der Bahn an die untere Saar gebracht. Die verschiedensten Truppengattungen kamen zu uns ins Quartier. Häufig waren die Einquartierungen in der ersten Kriegswoche. Unsere Bürger ertrugen geduldig die schweren Lasten, auch die Soldaten hatten sich nicht zu beklagen. Schwierigkeiten bot meist die Unterbringung der Pferde, da unsere Bevölkerung nur Stallungen für Rinder besitzt.


Am Abend des 8. August sah das Abendrot aus wie Blut. Alte Leute sagten: Das bedeutet Blut! 1870 war das Abendrot genau so gefärbt. Faktisch, ein solches Abendrot erinnere ich mich auch nie gesehen zu haben (Lehrer Rommelfanger).

 

Wie mit Blut gestrichen, sah der ganze westliche Himmel aus. Ein Soldat der Bagage (Materialtransport), ein geborener Pfälzer. sagte bei Besprechung dieser seltsamen Erscheinung: „Ich mon. ich mon, mir hart noch nei gewonn. mer han die Zug (Eisenbahnwaggons) zu früh bekränzt, mer kann noch net san wer gewinnt."


Im Dezember des Kriegsjahres 1914 beschließt der Gemeinderat Schoden. an alle Soldaten der Front Liebesgabenpakete zu versenden mit Wollsachen. Im Oktober wurde der unterbrochene Schulunterricht wieder aufgenommen. Nach Allerheiligen begann die Traubenlese. Keine frohen Winzerlieder hörte man. Alle, Winzer wie Winzerinnen, fühlten den Druck des Krieges.

Im Februar 1915 ereignet sich an der Haltestelle Schoden ein schwerer Eisenbahnunfall. Der Schnellzug Saarbrücken-Trier fuhr infolge falscher Signalstellung auf eine Lokomotive auf. Da ihr die Einfahrt nicht gegeben war, während der Schnellzug Einfahrt hatte. Beide Lokomotiven wurden schwer beschädigt. Mehrere Wagen aus den Geleisen geschleudert, das Zugbegleitpersonal schwer verletzt. Auch mehrere Reisende erlitten schwere Verletzungen.

Mit Beginn des Krieges wurden die Bedarfsgüter des täglichen Lebens rationiert. Insbesondere auch der Umlauf der Goldmünzen, die es damals noch in 10- und 20-Mark-Stücken gab, festgestellt. So berichtet die Chronik, dass der Goldbestand, d.h. die Summe der Goldmünzen, Anfang Dezember 1914 mit 1.640 Mark festgestellt wurde. In der Folge wurde die Bevölkerung aufgerufen, die Goldmünzen gegen anderes Geld einzutauschen, nach der Devise „Gold gab ich für Eisen". So wurde eine Goldsammlung in Schoden gehalten, die im Januar 1915 den Betrag von 1.500 Goldmark ergab.


„Der Krieg ist ein strenger Lehrmeister", meint die Chronik, "er lehrt auch die kleinsten Dinge achten und schätzen. Es folgen die Kontrollen der Kartoffelbestände. Getreideaufnahmen. Beschlagnahmen entbehrlicher Gegenstände, Sammlungen von Gummiabfällen, Korken, Brennessel, Laub, ja selbst Zwetschenkernen. Der berüchtigte Winter 1917 kommt, der im Volksmund die Bezeichnung „Steckrübenwinter" erhält.

 

Am 1. Februar 1917 erklärt Deutschland den uneingeschränkten U-Boot-Krieg. Das veranlasst die USA. die seit Kriegsbeginn auf Seite der Alliierten standen, Deutschland am 6. April 1917 den Krieg zu erklären. Spätestens mit der Kriegserklärung der USA an Deutschland stand der Ausgang des Krieges fest. Bereits im Januar 1916 erlässt der Landrat in Saarburg eine Bekanntmachung, dass jeder Haushaltsvorstand monatlich nur ein Mal Getreide zu Mehl mahlen lassen kann und zwar 9 kg für den Monat und den kopf der zu versorgenden Personen.

Das  erste   Kriegsgrabauf dem Friedhof Schoden

Im Lazarett zu Aachen starb an den Folgen schwerer Verwundung der Musketier Nikolaus Michels. Unter großer Beteiligung der Dorfbewohner wurde gestern morgen die Leiche am Bahnhof abgeholt und zur Wohnung des Verstorbenen gebracht. Heute (22.10.1917) betteten wir ihn auf einem Ehrenplatz des Friedhofs zur letzten Ruhe. „Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt. Darum ist mir  hinterlegt die Krone der Gerechtigkeit". Diese Worte des Apostels Paulus wandte Pastor Michels in seiner ergreifenden Grabrede auf den Gefallenen an und zeichnete den Verstorbenen als einen edlen, treuen, glaubensstarken Menschen."


Die Chronik sagt am 31. Mai 1918: „Bei den Militärpferden wird das Futter allmählich knapp. Darum soll heute mit Sammeln von Laub begonnen werden. Das grüne Laub wird im Schatten getrocknet und dann zum Preise von 18 Mark pro Zentner verschickt."

Das Ende

Am 11. November 1918 ist der Erste Weltkrieg zu Ende.

 

Waffenstillstand auf der Basis der 14 Punkte des amerikanischen Präsidenten Wilson. Zwei Tage zuvor, am 9. November 1918. hatte der Deutsche Kaiser Wilhelm II. den Thronverzicht bekannt geben lassen und Philipp Scheidemann (SPD) die Republik ausgerufen.

 

Die deutschen Truppen kommen von den Fronten in die Heimat zurück. Die amerikanische Besatzung folgt ihnen auf dem Fuß. Am 8. Dezember 1918 ziehen die ersten amerikanischen Truppen in Schoden ein. Wenige Tage später, am 17. Dezember 1918 ist ein Gedenkgottesdienst für alle Gefallenen von Schoden.

 

„An der mit Eichenkränzen und Kerzen geschmückten Tumba erklangen wehmütig die Klänge des Requiem. Heiße Dank- und Bittgebete stiegen zum Himmel. Unsere Krieger - sie sind es wert." Wenig später werden die Amerikaner durch französische Besatzungstruppen abgelöst.

 

Begünstigt durch Frankreich, macht sich im Rheinland eine Separatistenbewegung bemerkbar. Sie übernimmt mehr und mehr Aufgaben der Verwaltung und des Zolls. Die Bewegung erreicht 1922 ihren Höhepunkt, nimmt dann aber, da viele der Anhänger kein besonderes Ansehen genießen, nach und nach ab. Die Führer der Bewegung verschwinden nach Luxemburg. Frankreich und Nordamerika.

 

Im Jahre 1938 erhalten alle Orte, auch Schoden. Einquartierung von Arbeitern. Sie kommen aus dem gesamten Reichsgebiet und arbeiten rund um die Uhr an den Befestigungswerken an der Saar, dem sogen. Westwall. Gleichzeitig wird im August 1938 ein Lager des Reichsarbeitsdienstes (RAD) eingerichtet. Die Arbeitsdienstmänner arbeiten ebenfalls bei der Anlage der Befestigungswerke entlang des rechten Saarufers.

 

Während des Sommers 1938, der sogenannten Sudetenkrise, als Hitler Anspruch auf die sudetendeutschen Gebiete in der Tscheschoslowakei erhebt, werden Teile des Infanterieregimentes 105, Trier, in der Schule Schoden einquartiert. Der Unterricht fällt aus. Ende September 1938 rückt das Infanterieregiment 105 wieder nach Trier.

Gefallene

1914 -1918

 

Michel Loch 23 Jahre,   + 16. 2. 1915 Kowno/Masuren
Johann Mergen 24 Jahre,   + 19. 2. 1915 Champagne/ Frankreich
Johann Zimmer 24 Jahre, + 30. 5. 1915 Lorettohöhe/Frankreich
Peter Bach 30 Jahre,  + 15. 6, 1915 Lorettohöhe/Frankreich
Nikolaus Michels 25 Jahre, + 17. 10. 1917 Kriegslazarett Aachen
Johann Paulus 43 Jahre, + 8. 4. 1918 russische Gefangenschaft
Peter Benz 26 Jahre,   + 23. 4. 1918  
Michel Feilen 26 Jahre,      + 8. 11. 1918